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Kaiserschnitt: Gründe, Ablauf und Risiken

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Dieser Artikel ist hebammengeprüft.

Ein Drittel aller Kinder in Deutschland werden per Kaiserschnitt geboren. Was ist ein Kaiserschnitt? Wann ist er sinnvoll? Wie lange dauert ein Kaiserschnitt? Welche Risiken gibt es? Und was solltest du im Wochenbett nach einem Kaiserschnitt besonders beachten? Hier erfährst du alles Wichtige. 

Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kaiserschnitt ist ein chirurgischer Eingriff.
  • Die Medizin unterscheidet beim Kaiserschnitt zwischen primärem (vor Beginn der Geburt) und sekundärem (während der Geburt) Kaiserschnitt. Ein eiliger Kaiserschnitt und ein Notkaiserschnitt sind Unterformen des sekundären Kaiserschnitts.
  • Meist gibt es medizinische Gründe, die eine Schnittentbindung nötig oder ratsam machen; auf Wunsch der Mutter kann ein Kaiserschnitt aber auch ohne medizinische Indikation erfolgen.
  • Es gibt kritische Situationen, in denen ein Ärzte-Team einen Notkaiserschnitt anordnet.

Was bedeutet „Kaiserschnitt“?

Der Kaiserschnitt ist ein chirurgischer Eingriff, also eine Operation. Das Baby wird dabei direkt aus der Gebärmutter geholt. Möglich wird das durch einen Schnitt durch die Bauchdecke der Schwangeren. Die Medizin kennt folgende drei Formen des Kaiserschnitts:

  • einen primären Kaiserschnitt
  • einen sekundären Kaiserschnitt
  • einen Notkaiserschnitt

Der primäre Kaiserschnitt (primäre Sectio) ist ein geplanter medizinischer Eingriff, der in der Regel ein bis zwei Wochen vor dem errechneten Geburtstermin durchgeführt wird. Für eine primäre Sectio gibt es klare medizinische Indikationen, bei denen es für Kind und Mutter der sicherere Geburtsweg ist. Aber auch der Wunschkaiserschnitt fällt unter diese Form der Sectio. Ein primärer Kaiserschnitt erfolgt vor Beginn der Geburt: Zu diesem Zeitpunkt haben weder die Wehen eingesetzt noch ist die Fruchtblase geplatzt.

Der sekundäre Kaiserschnitt (sekundäre Sectio) erfolgt hingegen erst nach Beginn der Geburt, wenn es zu Komplikationen kommt oder der Geburtsverlauf für mehrere Stunden unterbrochen ist. Schätzen die betreuenden Ärzte das Risiko für Mutter und/oder Kind beim Fortlauf der vaginalen Geburt höher ein als bei einer Schnittentbindung, werden sie zu einem sekundären Kaiserschnitt raten.

Ein Notkaiserschnitt ist immer ungeplant und kann sowohl vor Beginn als auch während der Geburt notwendig werden. Er wird immer dann durchgeführt, wenn das Leben von Mutter und/oder Kind akut bedroht sind, zum Beispiel bei einer akuten Form der Plazentaablösung.

Der Kaiserschnitt wird häufig auch „Schnittentbindung“ genannt. Bekannt sind auch Begriffe wie “Sectio caesarea“ (kurz: Sectio) oder im Englischen „Caesarian“.

Tipp für dich:

Wann wird ein Kaiserschnitt durchgeführt?

Für eine Schnittentbindung, egal ob geplant oder nicht, gibt es viele Gründe. Manchmal machen Komplikationen im Schwangerschaftsverlauf oder Erkrankungen der Mutter sie medizinisch notwendig oder zumindest ratsam. Einige Kaiserschnitte finden auch ohne medizinische Indikation auf Wunsch der Mutter statt, die dafür ihre ganz persönlichen Gründe hat.

Zwingende medizinische Gründe:

  • Querlage des Kindes, die eine vaginale Geburt unmöglich macht
  • Missverhältnis zwischen Becken der Mutter und Kindsgröße
  • Schwangerschaftsbedingte Erkrankungen der Mutter (zum Beispiel Präeklampsie, Eklampsie, HELLP-Syndrom)
  • HIV-Infektion der Mutter
  • Fehllage der Plazenta (Placenta praevia)
  • Bakterielle Infektion der Fruchthöhle (Amnioninfektionssyndrom)
  • Geringes Geburtsgewicht (Frühgeburt)
  • Erkrankungen des Kindes
  • Bestimmte Vorerkrankungen der Mutter
  • Erhöhte Risiken für die Geburt (zum Beispiel drohender Gebärmutterriss oder drohende Plazentaablösung)
  • Ernste Komplikationen während der vaginalen Geburt
  • Drohender Sauerstoffmangel des Kindes

Relative medizinische Gründe:

  • Mehrlingsschwangerschaft
  • Erwartetes Geburtsgewicht über 4.500 Gramm (Makrosomie)
  • Beckenendlage
  • Auffällige Herztöne
  • Geburtsstillstand
  • Mehrfache Kaiserschnitte bei vorangegangenen Schwangerschaften

Persönliche Gründe

Frauen, die von sich aus einen Kaiserschnitt wünschen, leiden meist an einer ausgeprägten Angst vor der Geburt (Tokophobie). Sie fürchten sich insbesondere vor starken Schmerzen während der Geburt und davor, es einfach nicht zu schaffen. Oder sie haben das Gefühl, der Geburtsprozess würde im OP-Saal kontrollierter und sicherer ablaufen. Manchmal wünschen sie sich auch, die Auswirkungen einer vaginalen Geburt auf den Beckenboden zu verhindern.

Kennst du solche Gedanken? Dann hast du vielleicht auch schon mit der Idee eines Wunschkaiserschnitts gespielt. Wichtig ist, dass du dich im Vorfeld auch über die Risiken und Folgen informierst, die eine Schnittentbindung mit sich bringt. Besprich deine Gedanken und Sorgen offen mit deiner Frauenärztin oder deinem Frauenarzt, deiner Hebamme oder spätestens in der Klinik. Zusammen werdet ihr eine Lösung finden, denn du bist damit nicht allein!

Dauer und Ablauf der Kaiserschnitt-OP

Wie lange dauert ein Kaiserschnitt?

Mit Vorbereitung, operativem Eingriff und Nachbereitung dauert er im Normalfall maximal eine Stunde. Anders sieht es beim Notkaiserschnitt aus. Entscheidet der Arzt oder die Ärztin, dass das Kind per Not-OP sofort geholt werden muss, vergehen weniger als 20 Minuten, bis es aus dem Bauch der Mutter gehoben wird. Das entspricht einer gesetzlichen Vorgabe, an die sich jede Klinik halten muss. Dafür gibt es spezielle Maßnahmen und Abläufe, auf die die Geburtsstationen für den Notfall ständig vorbereitet sind.

Vor dem Eingriff

Bei einem geplanten Kaiserschnitt wirst du im Vorfeld genau über den Ablauf der OP sowie die Risiken aufgeklärt. Per Unterschrift musst du der geplanten OP zustimmen. Bei einer sekundären Sectio bleibt in der Regel nicht so viel Zeit für Aufklärung, dennoch wirst du über die wichtigsten Risiken informiert und musst eine Einverständniserklärung unterzeichnen. Bist du dazu nicht in der Lage, kann dein Partner unterschreiben und damit das finale Go für den Eingriff geben.

Die Vorbereitung

Für den Kaiserschnitt musst du dich entkleiden und allen Schmuck ablegen. Du bekommst ein OP-Hemd und Thrombosestrümpfe angezogen. Im OP-Saal bespricht der Anästhesist die Narkose mit dir. Dann lagert man dich auf dem Rücken liegend, mit leicht gespreizten Beinen auf dem OP-Tisch. Meist wird dieser auch leicht seitwärts geneigt, damit das Baby nicht deine Hohlvene abdrückt. Bei Bedarf wird dein Schamhaar rasiert. Es werden Venenzugänge und ein Blasen-Katheter gelegt. Dein Körper wird mit Tüchern bedeckt, nur der Bauch bleibt frei und wird gesäubert. Ein Sichtschutz wird angebracht, sodass du und dein Partner nicht auf den OP-Bereich blicken könnt und er vor Keimen geschützt ist.

Narkose: In der Regel erfolgen Kaiserschnitte heute unter regionaler Betäubung per Spinalanästhesie oder Peridualanästhesie. In beiden Fällen bist du wach und spürst Druck oder Zug, aber keine Schmerzen. Weil es bei Notkaiserschnitten schnell gehen muss, erfolgen sie meist unter Vollnarkose. Innerhalb von 1 bis 2 Minuten fällst du dabei in einen Tiefschlaf und bekommst von der OP nichts mit.

Ablauf der klassischen Kaiserschnitt-OP

Sobald die Narkose wirkt, geht es los. Bei einem klassischen Kaiserschnitt wird knapp oberhalb des Schambeins ein waagerechter Schnitt in deine Bauchdecke von 10 bis 15 Zentimeter Länge gesetzt. Anschließend werden mit dem Skalpell und auch stumpf (also mit den Fingern) nacheinander die darunter liegenden Gewebeschichten geöffnet. Zum Schluss erfolgt ein vorsichtiger Schnitt in die Gebärmuttermuskulatur und die Fruchtblase wird mit den Händen durch den operierenden Arzt geöffnet. Jetzt kann der Arzt oder die Ärztin das Baby durch die Bauchdecke herausheben. Es wird direkt abgenabelt und der Hebamme, dem Kinderarzt oder der Kinderärztin übergeben. Geht es deinem Baby gut, kann es der Papa in den Arm nehmen und ihr könnt es gemeinsam bewundern. Auch ein erstes Anlegen ist jetzt vielleicht schon möglich. Zeigt dein Kind Auffälligkeiten, wird es euch gegebenenfalls nur kurz gezeigt und dann sofort medizinisch versorgt.

Sobald dein Baby aus der Gebärmutter entnommen wurde, zieht sie sich zusammen und die Plazenta löst sich. Eine Oxytocin-Infusion unterstützt diesen Prozess. Deine Plazenta wird entfernt und eventuell verbliebene Gewebereste ausgeschabt. Anschließend werden die verschiedenen Gewebeschichten nacheinander wieder vernäht.

Die Kaisergeburt

Eine weitere spezielle Methode ist die Kaisergeburt. Dabei wird der Sichtschutz gesenkt, sobald das Köpfchen des Babys aus der Gebärmutter ragt. So bist du die erste Person, die dein Baby sieht. Und so kannst du selbst dabei zusehen, wie dein Baby zur Welt kommt. Sobald das Baby draußen ist, wird der Sichtschutz wieder vollständig angebracht, sodass du die offene Wunde nicht sehen musst.

Nach dem Kaiserschnitt

Ist die OP beendet, verbringst du noch etwa 2 Stunden im Kreißsaal zur Überwachung. In dieser Zeit kannst du dein Baby das erste Mal stillen und etwas Ruhe mit ihm und deinem Partner genießen. Später kommst du auch die Wochenstation, wo du und dein Kind einige Tage versorgt werdet. Je nachdem, wie es dir und deinem Baby geht, könnt ihr die Klinik nach 2 bis 10 Tagen verlassen.

Wochenbett nach dem Kaiserschnitt

Ein Kaiserschnitt ist – anders als eine vaginale Geburt – eine Operation und wirkt sich auch auf den Verlauf des Wochenbetts aus. Starke körperliche Belastung kann die Wundheilung der Narbe stören. Deshalb solltest du das Wochenbett besonders wörtlich nehmen und dich so viel wie möglich ausruhen. Wir haben mit unserer Hebamme ein paar Tipps für dich zusammengestellt:

  • Die Erholungsphase ist in der Regel länger: etwa drei bis vier Tage. Denn wer mit Kaiserschnitt entbindet, dem fehlen die vielen Endorphine, die der Körper während der Wehen ausschüttet. Nehm dir diese Zeit und setze dich nicht unter Druck!
  • Ein Kaiserschnitt hinterlässt auf deinem Bauch eine Wunde, die zunächst heilen muss und in den ersten Tagen stark vor allem etwa beim Aufstehen und Husten schmerzen wird. Scheue dich nicht Schmerzmittel zu nehmen – auch wenn du stillst!
  • Die Narbe wird zunächst mit einem Pflaster abgedeckt, das anfangs täglich erneuert werden muss. Achte vor allem beim Duschen darauf, dass kein Shampoo oder Duschgel auf die Narbe gelangt. Später kannst du deine Narbe mit einer speziellen Narbensalbe pflegen und massieren. Frag deine Hebamme nach einem passenden Pflegeprodukt.
  • Der Wochenfluss beim Kaiserschnitt ähnelt im Verlauf dem nach einer vaginalen Geburt. In der Regel ist er etwas kürzer und schwächer. Baden ist etwa vier bis sechs Wochen nach dem Kaiserschnitt empfohlen, wenn die Narbe verheilt und der Wochenfluss beendet ist.
  • Ist die Bauchnaht nach knapp zwei Wochen wieder verheilt, können Bauchmassagen dabei helfen die Rückbildung der Gebärmutter zu unterstützen. Mit spezieller Rückbildungsgymnastik nach dem Kaiserschnitt kannst du etwa sechs Wochen nach der Geburt beginnen.
  • Sportliche Aktivitäten insgesamt solltest du frühestens vier bis sechs Wochen nach dem Kaiserschnitt wieder aufnehmen. Kleinere Spaziergänge sind aber bereits nach drei bis vier Tagen erlaubt – vorausgesetzt die Schmerzen lassen es zu und dein Kreislauf ist stabil.
  • Benötigst du Unterstützung über längere Zeit und musst dich weiter schonen, kannst du bei deiner Krankenkasse eine Haushaltshilfe beantragen.

Vorteile und Risiken des Kaiserschnitts

Dank modernster Medizintechnik ist die Komplikationsrate bei einer Sectio gering. Sie schont den Beckenboden und läuft medizinisch kontrolliert ab, was ängstlichen Frauen ein Gefühl von Sicherheit geben kann. Die werdende Mutter muss keine schmerzhaften Presswehen oder Verletzungen des Dammbereichs erleiden. Trotzdem bedeutet die OP immer auch, Risiken und Folgen in Kauf zu nehmen, sowohl für die Mutter als auch für das Kind. Das trifft auf geplante und ungeplante Kaiserschnitte zu.

Mögliche Risiken für die Mutter:

  • Infektionsrisiko der offenen Wunde während der OP
  • Verletzungen von Gewebe, Organen und Blutgefäßen während der OP
  • Komplikationen durch das Narkosemittel
  • Hoher Blutverlust
  • Thrombosegefahr
  • Wundheilungsstörungen
  • starker Wundschmerz, der dich in den ersten Tagen stark beeinträchtigen kann und es dir unmöglich macht, die allein um dein Kind zu kümmern
  • Narbenbildung an der Gebärmutter, die ein Risiko für folgende Schwangerschaften darstellen kann
  • Geburtstraumata, insbesondere dann, wenn der Kaiserschnitt überraschend kam
  • Bindungsverzögerung zum Kind

Mögliche Risiken für das Baby:

  • Atemprobleme und Anpassungsstörungen
  • Schürf- oder Schnittwunden
  • Bei Vollnarkose der Mutter: Schläfrigkeit oder verzögerter Atmungsbeginn
  • Verzögerter Stillstart (Lies mehr dazu: Stillen nach Kaiserschnitt)

Mögliche Langzeitfolgen für das Kind:

Studien geben Hinweise darauf, dass manche per Kaiserschnitt geborene Kinder anfälliger für Infekte sind. Zudem scheinen sie häufiger Erkrankungen zu entwickeln, die das Immunsystem betreffen. Dazu zählen zum Beispiel Asthma oder Allergien. Bisher gibt es aber keine eindeutigen Belege, dass die Schnittentbindung ursächlich dafür ist. Eine Vermutung lautet aber, dass den Kindern unter der Geburt der Kontakt mit der vaginalen Bakterienflora fehlt, der eine wichtige Bedeutung für ihr Immunsystem haben könnte.

Bitte beachte, dass wir hier bloß von Risiken und möglichen Folgen und nicht von eindeutigen Konsequenzen eines Kaiserschnitts sprechen. Auch eine vaginale Geburt birgt Risiken und Gefahren, die im Allgemeinen jedoch geringer geschätzt werden als bei einem Kaiserschnitt.

🎧 Podcast: Was Mütter über den Kaiserschnitt wissen sollten

In dieser Podcast-Folge sprechen wir mit zwei Hebammen über den Kaiserschnitt und räumen mit den größten Mythen zu diesem Thema auf. Wenn dir unser Podcast gefallen hat, dann abonnier ihn direkt, um keine Folgen mehr zu verpassen.
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